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AutorenbildHans-Jürgen Heck

Kuriose Gedenktage



Den Tag der Arbeit kennt jeder, aber wussten Sie, dass es auch Gedenktage für die Schlagsahne, das Butterbrot oder die Jogginghose gibt?


Unser Kollege und Senior Advisor, Hans-Jürgen Heck findet, dass die Schwemme an Gedenktagen durchaus fragwürdig ist.


Im heutigen Artikel klärt er die Frage, wie es überhaupt zu den vielen Gedenktagen kam, wer sie „erfindet“ und welches vermutlich der nächste große Gedenktag werden wird.

 

Den Tag der Arbeit kennt jeder. Der 1. Mai hat seine Wurzeln in Amerika, seinen Protestcharakter bekam er im Jahre 1886. Damals gingen rund 400.000 Arbeiterinnen und Arbeiter auf die Straße, um die Einführung des "Achtstundentages" zu fordern. In den Jahren darauf etablierte sich der 1. Mai nach und nach als zentraler Aktionstag der Arbeiterschaft.


Diese Entwicklung griff man nur wenige Jahre später auch in Deutschland auf. 1889 beschloss die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP, später SPD) den 1. Mai als Tag der Arbeiterbewegung zu feiern. Zudem erinnert der Tag auch an ein historisches Ereignis, wenngleich er heute von den meisten Menschen nicht mehr für eine Teilnahme an Kundgebungen, sondern eher für einen Trip mit Bollerwagen und Gerstensaft genutzt wird.

Ähnlich verhält es sich mit dem Tag der Deutschen Einheit. Er erinnerte zunächst am 17. Juni an den Aufstand in der DDR im Jahr 1953 und die Zusammengehörigkeit von Ost und West. Nach der Wiedervereinigung rutschte er auf den 3. Oktober und ist wie der 1. Mai ein gesetzlicher Feiertag, also arbeitsfrei.


Auch andere Tage sollen erinnern und machen durchaus Sinn. Genannt seien da der internationale Tag der Pressefreiheit, der Weltumwelttag, der Holocaust-Gedenktag oder der Weltfrauentag. Nachdenken kann man sicher auch noch über die Sinnhaftigkeit des „Ändere dein Passwort Tag“. Allerdings mehren sich in den vergangenen Jahren jene Tagesbenennungen, bei denen man nur noch den Kopf schütteln kann.


In die Reihe „zum Schmunzeln“ gehören da der Tag der Schlagsahne, der Tag des Popcorns, der Pizza, der Tortellini und der Tag der Hühnernudelsuppe sowie der Tag der Bratwurst, der seltsamerweise in Amerika als „National Bratwurst Day“ an jedem 16. August gefeiert wird. Auch in dieser Rubrik verordnet sind die Tage des Weins, des Bieres und die Tage des Whiskys und der Amaretto-Tag, erfunden ebenfalls in den USA. Eher zu den Flops gehören wohl der Toiletten Tag, der Jogginghosen Tag oder der Tag des Kirschkernspuckens …


Stellt sich die Frage: Wer ernennt denn Tage zu Gedenktagen? Die Geschichte der Welttage beginnt eigentlich 1947, als die Vereinten Nationen einen „Welttag der Information über Entwicklungsfragen“ ausriefen. Sie wollten damit auf globale Ungerechtigkeiten aufmerksam machen. In Deutschland machte der Naturschutzbund NABU 1971 den Anfang, mit der Aktion „Vogel des Jahres“. Das rief Nachahmer auf den Plan und in den nachfolgenden Jahren wurden die Kalender von Gedenktagen regelrecht überschwemmt.


Dabei gibt es keine quasi offizielle Institution, die Gedenktage auf Sinnhaftigkeit prüft und genehmigt. Vielmehr versuchen die verschiedensten Organisationen, Behörden, Interessensgruppen, Unternehmen, Promotion-Agenturen oder sogar Privatleute „Welttage“ auszurufen. Eine Liste mit Gedenktagen wird seit 2004 vom Philognosie-Team – indem sich unter anderem Fachautoren zusammen geschlossen haben - gepflegt, wobei hier nur Tage aufgenommen werden, die wirklich weltweit, regelmäßig zu einem bestimmten Termin gefeiert werden und einer größeren Öffentlichkeit bekannt sind. Die Aufnahme neuer Tage kann man ihnen unter welttage@philognosie.net vorschlagen. Die neueste Idee: der Welt-Schokoladentag …

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